Gerhard Uhlenbruck
Flex und Rigid-Flex Design in Altium Designer
Die in Altium Designer 14 Release, neu eingeführte Funktionalität "Rigid-Flex Design", zur Unterstützung von Starrflex- und Semiflex- Leiterplatten ist eine praktische Ergänzung für das Design von Flex-Leiterkarten.
Gerade wenn mithilfe der Flex-Technologie höchste 3D Packungsdichten erreicht werden sollen, sind zwei Funktionen eine wichtige Ergänzung. Ab Altium Designer 14 ist es nun möglich:
- In einer Leiterkarte einzelne Bereiche mit einer abweichenden Lagenzahl zu definieren.
- Eine Dokumentation über den gemischten Lagenaufbau in den Gerber und PDF Plots zu erstellen.
- Leiterkarten in fest definierten Bereichen zu falten und so mögliche Abstandskollisionen der Bauteile über den DRC im gefalteten Zustand auszuschließen.
- An die Mechanik CAD ein Step Modell der bestückten, sowie der unbestückten Leiterkarte, mit allen LP-Besonderheiten im Layer Stack aus zugegeben.
Im nachfolgenden wird die Vorgehensweise bei der Erstellung eines Leiterkartendesigns mit unterschiedlichen Layer Stacks beschrieben.
Flex-Leiterkarten eine kurze Technologiebeschreibung
Bei Flexiblen Leiterkarten werden einzelne Teilbereiche einer Leiterkarte über mehr oder weniger flexible Verbindungsstege verbunden.
Dabei ist das gesamte Leiterkartensystem mit einem identischen Layerstack aufgebaut.
Wo einzelne Layer nicht beansprucht werden, mussen sie in gesonderten Fertigungsschritten entfernt werden.
In den Verbindungsstegen wird ein reduzierter (dünnerer) Lagenaufbau vorgegeben, dessen Materialauswahl sich aber aus dem Layerstack der Leiterkarte ergeben muss.
Je nach der Art der Beanspruchung der Biege stelle kann zwischen verschiedenen technischen Lösungen gewählt werden.
Grob wird zwischen Semiflexiblen Leiterplatten für einen oder zumindest sehr wenige Biege Vorgängen bei der Montage und Reparatur mit einer Verbindungslage,
und Flexiblen Basismaterial mit Folien aus Polyester oder Polyamid, für mehrere oder viele Biege Zyklen und einer oder zwei Verbindungslagen je Folie.
Semiflexible Leiterplatten sind Platinen mit einem flexiblen Bereichen der aus deutlich dünnerem FR4 Material besteht als der starre Bereich der Leiterplatte.
Ihr wesentlicher Vorteil bezogen auf die übrige Flex-Technologien, ist der deutlich günstigere Preis.
Dafür müssen die Nachteile wie kleinere Biegewinkel und größere Biegeradien sowie eine sehr geringe Anzahl von Biegungen hingenommen werden.
Flexible Leiterkarten sind mit einem Foliensubstrat aufgebaut, das mit einem Kleber und einer Kupferfolie beschichtet ist.
Innerhalb der Leiterkartenfertigung wird zunächst ein Kupferkaschiertes Polyamid Material mit einem FR4 Material verklebt oder laminiert.
in einem Späteren Arbeitsschritt wird dann in den Flexiblen Leiterkartenbereichen das FR4 material wieder entfernt.
Je nach geforderter Qualität gibt es hier sehr viele Varianten.
Layoutrichtlinien für Flex-Leiterkarten
Bei Designs von flexiblen Leiterkarten ist wegen der von einander abweichenden Möglichkeiten einzelner Leiterplattenlieferanten, unbedingt vor dem Designstart, ein möglicher Leiterplatten Lieferant auszuwählen und mit diesem die Layoutrichtlinien abzusprechen.
Die nachfolgende Aufzählung dient daher nur als grober Umriss der Anforderung an Flex-Designs.
Leiterbahnbreiten und -abstände im Biegebereich sollten:
- alle Leiterbahnen parallel, im 90° Winkel zur Biegelinie verlaufen
- wenn möglich größer gewählt werden als die min. Spezifikation vorgibt
- möglichst homogen ausgeführt sein (symmetrische Breiten und Abstände)
- keine Winkel oder Knicke im Biegebereich haben, oder wenn notwendig dann nur als Bogen ausgeführt
- gleichbleibende Breiten aufweisen, oder zumindest nur allmählich verjüngt werden
Weiterhin:
- den max Biegeradius beachten (typ. ca. 6 x Flex-Materialdicke bei einseitigen Flexlagen
- auf doppelseitigen flexiblen Teilen sollten die Leiterbahnen symmetrisch versetzt sein
- konstruktive Vermeidung von Schwingungen und Resonanzen bei Starrflex Leiterplatten
- kein zusätzlich galvanisch aufgebrachtes Kupfer im dynamisch beanspruchtem Flexteil
- für die Bestückung ist das Design in einem Rahmen oder als Mehrfachnutzen ausführen
- optional zusätzliche Kupferbahnen als Einreißschutz an Kannten vorsehen
- gelötete Stellen im Biegebereich vermeiden oder aber den Biegeradius vergrößern,
da die unflexibelen Lötstellen eine Bruchkannte ausbilden. - wegen der geringeren Haftung die Lötflächen so groß wie möglich wählen,
bei THT den Lötaugendurchmesser mindestens zweimal größer als die Bohrung - Leiterbahnanbindungen an Lötaugen nur tropfenförmig
Rigid-Flex Layer Stack im Altium Designer
Neu überarbeitet stellt sich der Layer Stack Manager ab dem Altium Designer 14 nun in zwei Fensterhälften geteilt dar.
Der Layer Stack Manager kann im PCB Bildschirm über die Tastenkürzel "o" + "k" oder über das Menu "Design" aufgerufen werden.
Im oberen Teil des Fensters wird bei einen Standart PCB der Layer Stack wie bisher eingestellt.
Bei einem Flex-Board das ein in Teilen unterschiedlichen Lagenaufbau aufweist, muss in dem oberen Fensterteil ein maximaler Layer Stack eingestellt werden, der alle verwendeten Lagen enthält.
In weiteren Schritten können dann die einzelnen Teilbereiche der späteren Leiterkarte im unteren Fensterbereich zusammengestellt werden.
Dazu werden im oberen Layerstack die Layer makiert ( mit Shift & Mouse Klick ) und anschließend dann diese Stackparts mit Add Stack in den unteren Teil eingefügt.
Übertragung des Layer Stack auf die Leiterkarte
Neu im Altium Designer 14 ist eine weitere PCB Bildschirmdarstellung: Der Board Planning-Mode.
Im Bild von rechts nach links dargestellt die drei PCB Darstellungsmodi im Altium Designer.
Mit Taste [1] der Board Planning-Mode
Mit Taste [2] der 2D Board Mode
Mit Taste [3] der 3D Board Mode
Im Board Planning-Mode werden die zuvor im Layer Stack Manager eingestellten Stackparts zugeordnet.
Dazu wird zunächst im Board Planning-Mode im Menu Design mit "Define Split Line" im Board mit Linien das PCB in die einzelnen PCB Teile aufgeteilt.
Dabei sollte ein "elektrischer" CU Layer ausgewählt sein.
Durch einen Doppelklick auf einen dieser Teilbereiche kann dann anschließend ein Layerstack ausgewählt werden.
Für die Flexleiterkarten Teilbereiche kann im Menu Design mit "Define Bending Line" im Board eingefügt werden.
Sowohl die orangenen Bending-Lines und die blauen Split-Lines können auch durch klicken und gehaltene Maustaste auf den Linienende verschoben werden.
Neu ab Altium Designer 14 ist auch eine weitere Split Plane Editor drop-down Auswahl im PCB Panel.
Durch einen Doppelklick auf die aufgelisteten Elemente in der Stackup Regions und Bending Lines können die Eigenschaften verändert werden.
Und besonders hübsch durch verändern des Sliders des Fold State das im 3D angezeigte Flex-PCB gebogen werden.
Der Online-DRC zeigt beim einfalten Abstandsverletzungen an.
Diese werden auch in der 2D Darstellung nach der Slider Einstellung ausgeführt.
Probieren geht über Sudieren.
Um selbst mit den neuen Möglichkeiten der Layer Stack Regions zu experimentieren, habe ich hier das
Altium PCB File (800kB ZIP File)
zum DownLoad eingestellt.
Rigid-Flex Layer Stack Dokumentierung in der Datenausgabe
Zur Dokumentation konnte im Altium Designer bisher aus dem Layer Stack Manager Menue heraus eine Tabelle für den Layer Stack und eine Drill Table in das PCB Design eingefügt werden.
Diese Möglichkeit wird man im neuen Layer Stack Manager Menue vermissen, denn sie sind in das Menue "Place" verschoben worden.
Mit [Place] Drill Table und [Place] Layer Stack Table werden die Tabellen aufgerufen und anschließend mit der Maus im PCB durch einen linken Mausklick abgesetzt.
Die die auf einem mechanischen Layer eingefügte Layer Stack Tabele, ist nun ebenfalls wie die im Altium Designer 13 geänderte Drill Table interaktiv und auch zu einem späteren Zeitpunkt, durch einen Doppelklick auf die Tabelle noch verändert werden.